Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag
und stehe nun hier und bin sein Zeuge.
Apostelgeschichte
Kapitel 26,Vers 22
Liebe Leserinnen und Leser,
Paulus, der große Apostel, steht vor Gericht. Die römische Besatzungsmacht soll über sein Schicksal entscheiden. Der Fall ist verzwickt.
Es geht wie immer im Leben um Macht. Und dazu kommt in diesem Fall auch noch die Religion.
Dieser damals neue Glaube, das Christentum, steht mit dem Apostel unter Anklage. Paulus ist ein römischer Bürger. Das sichert ihm besondere Rechte zu. So steht er unter dem besonderen Schutz der kaiserlichen Macht. Das Gericht in Cäsarea kommt nun auch nicht richtig voran mit der Verhandlung. Paulus erkennt das und fordert sein Recht ein, nach Rom vor den Kaiser gebracht zu werden. Lukas erzählt davon in seiner Apostelgeschichte. Es geht hier um Recht und Gesetz. Rechtssicherheit ist ein großer Schatz und ein wichtiges Gut.
Ein Angeklagter darf nicht wehrlos dem Gericht ausgesetzt sein. Er hat einen Anspruch darauf, seine Sicht der Dinge vorzutragen. Ebenso muss er hören, wie der Vorwurf der Anklage lautet.
Die Unabhängigkeit der Justiz - ein schwieriges Thema. Die wir in der DDR aufgewachsen sind haben das bis 1990 nicht erleben können. Die Justiz wer ein Teil des Unterdrückungsapparates der kommunistischen Diktatur. Urteile wurden von der Partei festgelegt und nach Gutdünken gesprochen.Jedenfalls in etlichen Bereichen.
In Magdeburg wird gerade ein neues Gebäude gebaut. Dort soll der Prozess gegen den Attentäter vom Weihnachtsmarkt stattfinden. Viele sagen: „Schade um das Geld!“ Der Schuldige und seine Tat sind bekannt. Aber ein Urteil kann nicht ohne Prozess gefällt werden. Alle Opfer müssen die Möglichkeit bekommen, ihre Klage vorzubringen. Der Angeklagte muss befragt und gehört werden. Allen Beteiligten steht ein Platz im Saal zu. Und im Verfahren wollen wir alle Aussagen hören. Das alles ist nötig, weil wir in einem Rechtsstaat leben. Und ich will dies auch weiterhin tun können.
Paulus kann auch erzählen. Vor dem römischen Statthalter und auch vor dem König. (Der kam dann noch dazu.) Von seinem Glauben: Wie der lebendige Gott ihn begleitet hat, ihn bewahrte und beschützte.
Ihm Leid nicht erspart und Trost und Hilfe geschenkt hat.
Eine große Freiheit war das, die ihm gewährt wurde. Eine Freiheit, die auch heute so nötig ist.
Bleiben Sie behütet und stabil! Ihr Tobias Krüger.
Oh je, es wird Frühling und meine Gedanken schweifen ab ... Also zurück zum Bibelspruch für den Monat April mit den brennenden Herzen. Der Evangelist Lukas erzählt von zwei Jesusfreunden. Jesus war am Kreuz gestorben und die beiden hatten daraufhin Jerusalem verlassen. Voller Traurigkeit reden sie auf dem Weg darüber, was geschehen war. Lukas schreibt weiter: Zu ihnen gesellt sich der auferweckte Christus. Den erkennen sie nicht. Sie erzählen den ihnen Unbekannten (die Leser aber wissen es) von ihrer Trauer und ihrer Enttäuschung. Darüber war es Abend geworden. Sie laden ihn ein, um miteinander etwas zu essen. Beim Teilen des Brotes erkannten sie: Jesus war es, der zu ihnen gekommen war. Er lebt! Seine Worte von unterwegs erschienen ihnen nun neu und anders. Und sie gestehen sich ein: „Es war doch schon auf dem Weg wie Feuer, das in unseren Herzen brannte!“ Ein Feuer der Begeisterung loderte. Der Einsicht und des Verstehens. Glücklich waren sie. Und ich vermute auch: ein ganz starkes Gefühl der Nähe und des hingezogen Sein zu Christus.
Das will Lukas schildern. Uns. Zur Hoffnung für unser Leben und Sterben. Der Tod ist durch Christus besiegt. An Ende der Erzählung vom Weg nach Emmaus verkünden die Zwei: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden! Damals wie heute!
Bleiben Sie behütet und stabil, Ihr Tobias Krüger.
Taschenstern und Kamelgeschwindigkeit - Predigt zum Auftakt
Von Bettina Schlauraff, Regionalbischöfin in Magdeburg
gehalten am 6. Januar 2025 in Gardelegen
Wo geht’s denn eigentlich hin mit uns?
Wo geht’s denn hin mit uns … als Gesellschaft?
Wo geht’s da gerade hin?
Und mit unserer kleinen Gemeinde?
Mit unserer Kirche hier im Ort, in unseren Orten?
Wo geht’s da hin?
Mit unseren kleiner werdenden Gemeinden mit den noch verbliebenen Christen?
Welchem Stern laufen wie hinterher?
Wo wäre Stabilität zu finden,
wo der richtige Stern,
der, obgleich die Welt gerade wie blöde herumspringt, mich gelassen sein ließe, ohne Angst.
Ich stell mir vor, das ginge zu annoncieren.
Eine riesen Annonce. Großdruck, eine ganze Seite.
Hier in der Volksstimme:
„3 Weise Menschen gesucht, die den Weg kennen“
bitte melden Sie sich im Pfarrbüro, beim Bürgermeister, beim Landrat, beim Gemeindekirchenrat.
Schön wärs. Aber so wird es nicht sein.
Du wirst Dich, Ihr werdet Euch selbst auf den Weg machen müssen. In Gemeinden und Orten. In unserer Gesellschaft und in unseren Kirchen. In Deinen Beziehungen und in Deiner Familie. Du wirst Dich, Ihr werdet Euch selbst auf den Weg machen.
Der alten Geschichte von den drei weisen Männern,
seien sie Gelehrte oder Könige, die einfach loszogen wegen… einem Stern … und lange unterwegs waren und beim falschen König ankamen und am Ende die Antwort fanden… dieser Geschichte können wir da eine Mengen abgucken.
Und das fängt ganz am Anfang an:
Nicht warten, dass sich etwas bewegt, sondern sich selbst bewegen. Sich bewegen von da, wo man eventuell schon länger feste steht. Sich aufmachen. Etwas wollen. Von selbst. Nicht weil es jemand sagt.
Damit rechnen, dass es ungemütlich wird. Länger dauert. Geduld haben. Langen Atem. Kamelgeschwindigkeit. Eines trottenden Kamels manchma
Damit rechnen, dass Ziel nicht direkt neben dem Alten und Bekannten liegt. Sondern ganz woanders. Die drei hatten eine weite Reise. Ich weiß nicht, ob sie damit gerechnet hatten.
Und: nicht alleine losmachen, sondern Verbündete suchen für eine Sache. Welche die genauso und genügend verrückt sind, einer Sache nachzugehen.
Und: mit allem rechnen. Vor allem mit Unvertrautem. Keine Angst davor zu haben. Und vielleicht noch nichtmal einen Plan, weil es noch nie jemand so gemacht hat. Noch nie jemand in dieser Situation war. Jeder Rat von oben und außen vielleicht gar nicht passen würde. So wie jetzt war die Welt und war unser Kirche noch nie.
Außerdem: Man müsste damit rechnen, auch mal komplett am falschen Ort anzukommen, weil so ein Palast natürlich erstmal attraktiv ist und offensichtlich. Das sieht gut aus, draufzu!! Das haben die Drei gelernt: damit zu rechnen, dass das Ergebnis der eigenen Suche nach Lösungen am Ende weniger attraktiv sein könnte und kaum offensichtlich - so wie ein Stall. Aber doch die Rettung.
Wir könnten von der Geschichte lernen, damit zu rechnen, am falschen Ziel zu landen und uns neu motivieren zu müssen, völlig neu justieren. Das macht auch mal Frust. Wir sollten schauen - wohin mit diesem Frust, damit er uns nicht auffrisst.
Wir können lernen: an die eigenen Grenzen zu geraten und nicht mit Angst und Aggression zu reagieren, sondern interessiert. Realistisch. Nachfragend. Hier also geht es nicht weiter. Gut, dass ich das weiß, lass mal schauen, wo es dann weiter geht. Dann renne ich hier mal nicht vergeblich weiter. Vielleicht brauche ich auch mal eine Verschnaufpause. Vielleicht Entlastung.
Wir lernen von den Dreien: sich helfen zu lassen von anderen Weisen. Zuzugeben, dass andere Rechter haben können als ich. Ihre schräge Idee für möglich halten. Erstmal probieren vor dem Ablehnen. So wie im Palast die Schriftgelehrten nochmal für die drei Weisen nachlasen. Sich selbst plötzlich erinnerten an das Eigene. An die eigene Verheißungen. Unfassbar, was diese Reise der Drei um sie herum ausgelöst haben mag und in den anderen, sie haben eine Spur gezogen, die sie vielleicht nichtmal ahnten. Andere, die ermutigt wurde, weil sie mutig und unerschütterlich waren.
Und sie sind nicht müde geworden im Hoffen. So sehr waren sie sich sicher, dass das, wo ihr Herz für brannte, existierte und zu finden sei. Dass der Weg sich lohne, auch der Umweg, auch der Irrtum, auch die Ratlosigkeit, auch das Neuanfangenmüssen.
Sie lernten selbst, dass man andere nach der Verheißung fragen kann und sie sich sagen lassen kann. Das man gute Verheißungen teilen kann, dass die alten Worte der Schrift plötzlich in einer Lebenssituation den richtigen Weg weisen. Dass Gott wirklich leitet.
Auf die Frage: Wo geht es hin mit dieser Welt?
Wo geht es hin mit unserer geliebten kleinen Kirche? Wo gehts es hin in diesen wilden Zeiten? Darauf hat die Bibel keine Antworten und ich auch nicht.
Das geht auch gar nicht. Denn das Leben hat manchmal verrückte Wendungen, die kannst Du Dir gar nicht ausdenken.
Was die Bibel aber weiß ist: Das dass nicht der Punkt ist. Noah im Bauch des Walfisches, Maria mit einem unehelichen Kind im Bauch, sie hatten keinen großen Plan, was kommt. Sie hatten aber diesen Stern. Sie hatten diese Verheißung. Sie hatten Vertrauen. Sie hatten einfach Gott. Sie glaubten fest daran.
Und dieser Spur sind sie gefolgt. Dort fanden sie Antworten: woher ihre Kraft käme, wo ihre Nächsten seien, wie die Liebe zu leben sei. Das fanden sie dort. Sogar Menschen, die nur ahnten, dass es Gott geben könnte und die ihn erst entdeckten, haben diese Kraft gespürt. Unsere Vorfahren haben diese Kraft gespürt. Sie ist so etwas wie eine Art Taschenstern. Dein Glaube ist ein Taschenstern. Der Dich erinnert dass Gott Dich erlöst und trägt. Der Euch erinnert, dass Ihr Eure Gemeinschaft und Euer Gebet braucht.
Vielleicht jetzt wie nie zuvor.
Und mit dem in der Tasche können wir schauen: uns anfangen zu bewegen, Zeit einplanen, mit andere zusammen tun, nicht alleine dastehen, uns nicht scheuen lassen von falschen Versuchen und noch nie Dagewesenem, uns helfen lassen, uns Atempausen genehmigen, und das Licht der Hoffnung nicht ausgehen lassen, es einander wieder anzünden. Glauben, dass es sich lohnt. Das alles ist eine Kraft, die ist neben aller Logik und allen Fakten da, wir haben sie zusätzlich, damit kann man anfangen. Das lasst uns heute mitnehmen und dann auf die Kamele steigen. Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als unsre Vernunft, der halte unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß und stärke unsre Liebe.